Langsam und schleichend begannen sich mein Pferd ‚Cool Boy’ und ich auseinander zu leben. Immer häufiger traten Probleme auf, die darin gipfelten, dass er kaum mehr handelbar war und mich eines Tage in hohem Bogen abbuckelte, wobei ich mir den Finger brach.
Leider habe ich durch mein gerade begonnenes duales Studium, die Jobbelastung und den Umzug meines Pferdes in einen neun Stall gar nicht bemerkt, wie sich dies Problem langsam einschlich, obwohl er mir klare Anzeichen über sein schlechtes Befinden gab, die ich im Nachhinein auch erkennen kann.
Nach der Ausheilung meiner Verletzung beschloss ich, mir Hilfe bei Carolin zu holen, um wieder gefahrfrei mit meinem Pferd umgehen zu können.
Bereits die erste Stunde Verhaltenstraining zeigte auf, dass mein Pferd hinter jedem Busch einen riesengroßen Löwen lauern sah, sodass ich nicht mit ihm, sondern er mit mir spazieren ging. Sobald ich mit ihm ins Gelände oder gar nur mit Halfter und Strick über die Wiese zum Grasen gegangen bin, hatten wir unsere üblichen Probleme: er war extrem schreckhaft, rannte mich einfach um und ich hatte keinen Einfluss auf ihn. Cool Boy akzeptierte mich einfach nicht als seinen ‚Leitmensch’, an dem er sich orientieren und dem er vertrauen kann.
Durch einige Übungen von Caro konnte ich ihm zeigen, dass alles in Ordnung ist, er keine Angst haben muss, dass ich da bin und darauf achte, dass nichts passiert. Er fing wieder an auf mich zu reagieren und mir zu zuhören. Und er bekam immer wieder Bestätigung, was er für ein tolles Pferd er ist, sobald er die richtigen Verhaltensweisen gezeigt hat.
Bereits nach der ersten Stunde lief er am langen durchhängenden Strick hinter mir total relaxt über die Wiese, so als ob wir dies jeden Tag getan haben. Und das Beste ist: alles völlig ruhig und gewaltfrei! Wir haben begonnen ihm einfach wieder Spaß, Leichtigkeit und Vertrauen beim Training mit mir zu verdeutlichen. Er sollte den Fokus wieder auf mich legen und nicht auf den Hasen, der grad übers Feld hoppelt.
Und ich habe gelernt, wie ich ihm wichtige Regeln vorgebe, sie umsetze und ihm Sicherheit, Ruhe und Vertrauen vermittle.
Heute, ungefähre drei Monate nach der ersten Trainingsstunde hat er total Spaß am Üben für den „spanischen Schritt“ oder „Nein“ sagen und er lernt immer wieder etwas Neues dazu. Seine Augen sind wach und warten nur darauf, dass wir wieder eine neue Lektion einführen!
Cool Boy stupst Tonnen an, die vorher nur mit großen Augen und aufgeblasenen Nüstern aus der Ferne betrachtet wurden. Wir gehen total relaxt über die Wiesen, selbst wenn nebenan Pferde galoppieren. „Dicki“ ist einfach total gelassen. Ich bin total gelassen. Mittlerweile können wir an jedem Hindernis vorbei.
Und auch unter dem Sattel arbeiten wir schon wieder intensiv und können uns gut verständigen. Und alle Anzeichen von Stress oder Unruhe nehme ich sofort wahr, versuche ihre Ursache zu verstehen und setze sie dann um in ein konstruktives Verhalten.
Caros Training führt dazu, dass wir mit Spaß, Belohnung und Bestätigung wieder zu einem Team zusammen gewachsen sind. In diesem Sinne möchte ich mich für die mittlerweile total relaxten Tage im Stall bei ihr bedanken!
Jenny & Cool Boy